Das Erwachen
ist wohl die wichtigste aller Stufen, es ist die Basis an Fähigkeiten und
an Wahrnehmungsvermögen.
1. Die erwachenden Augen.
Sehen ist eine Fähigkeit, von der die meisten Menschen annehmen, sie zu
besitzen. Zu Anfang meiner Ausbildung ging mein Meister oft mit mir in den
Wald. Nach diesen Wanderungen fragte er mich jedes mal: „Was hast Du
gesehen?“ Anfangs sah ich nur Bäume. Doch mit jedem Tag wurden meine Augen
wachsamer, ich sah das Reh, den Hasen auf der Lichtung, den Käfer unter
dem Farn und jeden Vogel des Waldes. Jede noch so kleine „(Un)Wichtigkeit"
wurde plötzlich von meinen Augen erfasst. Ich hatte plötzlich das Gefühl,
15 Jahre lang blind gewesen zu sein.
Übungen:
Setze Dich vor ein Bild (Foto/Radierung/Öl/usw.) Versuche es in Dich
aufzunehmen. Fünf Minuten lang. Dann beschreibe es in allen Details einer
zweiten Person. Zeige dieser nun das Bild und frage sie, ob sie das Bild
sieht, welches Du ihr beschrieben hast.
Gehe in den Wald und versuche alles um Dich herum zu sehen. Jeden Tag und
es wird gelingen.
2. Das erwachende Gehör.
Auch das hören muss neu erlernt werden. So wie das sehen, lernte ich auch
das hören im Wald. Auf den langen Spaziergängen mit meinem Meister machte
er mich immer wieder auf Geräusche aufmerksam, die ich erst wahrnahm, als
er es mir sagte. Die Stille eines Ortes ist sehr laut, wenn man es vermag
sich der Stille hinzugeben. Zuhören, wenn jemand eine Geschichte erzählt,
zuhören, wenn in der Natur sich etwas bewegt. Den Bäumen lauschen, wenn
sie ihre Lieder singen. Das hören, was über einen selbst gesprochen wird.
Übungen:
In der Stadt kann man sich auf eine Bank setzen, und versuchen sich eine
Liste zu machen, was man alles hört. Oder man setzt sich auf eine Tasse
Tee / Kaffee in ein Strafencafe und versucht (nur zur Übung) ein etwas
weiter entferntes Gespräch zu verfolgen. Diese Übungen wiederholt man an
verschiedenen Plätzen. Der Wald ist auch hier eine gute Schule. Hat man
einen Partner zum lernen, kann man sich aus weiter Entfernung Sachen
zuflüstern und dabei immer die Distanz erhöhen.
3. Die erwachende Nase.
Wann habt Ihr das letzte Mal richtig gerochen? Eine Hand voll Erde, ein
Stück Holz, eine Wiesenblume oder einen Menschenkörper. Die meisten
Menschen versuchen ihren Körpergeruch zu verstecken. Mit Düften aus
Flakons und Duschgels. Den Freund am Geruch zu erkennen, für die meisten
nicht vorstellbar. Die Angst oder gar die Lüge des Gegenüber zu riechen,
eine Fähigkeit, die erwachen muss!
Übungen:
Versucht jeden Tag einige Sachen mit geschlossenen Augen bewusst zu
riechen. Der Bleistift riecht anders als der Radiergummi oder das Blatt
Papier. Riecht einen Menschen (der das zulassen kann). Bittet ihn, er möge
duschen ohne Seife, dann 10 min laufen, sich frei von Kleidung hinzulegen
und sich beriechen zu lassen (ich weiß, das ist am Anfang seltsam). Ihr
werdet sehen (b.z.w riechen) wie unterschiedlich der Geruch an
verschiedenen Körperzonen nur eines Menschen ist. Auch im Wald haben wir
wieder Übungen. Wie riecht eine Eiche, eine Tanne, Fichte oder Kastanie?
Rieche ich den Bach, noch bevor ich ihn sehen und hören kann?
4. Die erwachenden Fußsohlen.
Wann zuletzt, seid Ihr barfuss durch den Wald gelaufen oder über eine
Wiese? Habt erfahren wie sich der Schmerz anfühlt, ist man in etwas
getreten. Wie fühlt sich Gras, Moos, Steine, Blätter, ...... unter den
Füßen an? Versucht barfuss zu spüren, an welchen Stellen Energie aus dem
Boden fließt, oder wo es auf einer Wiese stellen gibt die wärmer sind als
andere.
Übungen:
Wie oben beschriebene Wanderungen durch Wald und Wiese. Auch zu hause
immer wieder über verschiedene Gegenstände laufen. Mit geschlossenen Augen
auf einem Feldweg sich durch das Gespürte auf den Weg halten. Sehr
spannend ist der Versuch, auf einer Wiese immer wieder stehen zu bleiben
und zu spüren, wie unterschiedlich auf einer Wiese die Temperatur des
Bodens sein kann.
5. Das erwachen der Hände.
Wie die Füße, so müssen auch die Hände das Be-greifen und das Ertasten und
Erfühlen neu lernen.
Übungen:
Begreift doch mal einen Stein mit geschlossenen Augen, einen Ast oder
anderen Gegenstand. Lasst euch von einem Mitschüler (Freund, Freundin,
Lehrer) die Augen verbinden und Gegenstände geben. Versucht sie zu
erfühlen. Versucht zu differenzieren, wie fühlen die Finger, wie die
Handfläche. Bittet euren Lernpartner sich wieder wie gehabt frei von
störenden Textilien sich auf den Boden zu legen. Verbindet Euch die Augen
und ertastet den Körper. Zuerst mit den Fingerspitzen, dann mit der
flachen Hand. Versucht das Gefühl zu bekommen, wo Eure Hände hingezogen
werden und wo sich Schutzenergien aufbauen. Nehmt die unterschiedlichen
Strukturen der Haut an den unterschiedlichen Körperstellen war, Versucht
zu ertasten und wahrzunehmen wie die Haut und die Energie des Körpers sich
durch die Berührung an sich verändert.
6. Die erwachende Haut.
Über die Haut, bzw. über den Körper zu empfinden gelingt uns doch nur noch
beim heißen oder eiskalten Duschen.
Nie werde ich es vergessen, als ich zum ersten Mal mit meinem Meister ein
Totalempfinden hatte. Es war im Oktober, es regnete und der Wind war sehr
kalt und rau. Wir gingen auf eine wunderschöne Waldlichtung, trugen nur
das Windgewand und fühlten. Der Regen stach wie mit tausenden Nadel auf
mich ein. Der Wind löste eine Gänsehaut aus. Alle Sinne waren auf Empfang!
Blätter und kleine Äste trafen uns und der Boden unter den Füßen wechselte
ständig seine Konsistenz. Natur in einer vorher nie erlebten
Konzentration.
Übungen:
Die Übungen von Hand und Fuß können weitestgehend hier übernommen werden.
Naturerlebnisse wie oben geschildert helfen der Haut auch zu erwachen,
genauso wie das berührt werden. Im Herbst ist es ein besonderes Erlebnis,
sich unbekleidet im Laub zu wälzen. An trockenen Tagen spürt man das
knistern und zerbrechen der Blätter dabei und im feuchten Laub kommt es zu
einem nicht zu beschreibenden Gefühl. Probiert es aus!
7. Das Erwachen des alten, reinen Geistes.
Die Kelten waren immer der Natur verbunden. Alles was die Natur hervor
brachte war gut und wurde so auch empfunden. Der Mensch war sich seines
Körpers bewusst und sah in ihm nichts schmutziges. Scham war nicht
bekannt. Zum Teil zogen Männer und Frauen nackt in die Schlacht. Der
Körper wurde als nichts "schämenswertes" angesehen. Erst die Christen, mit
der „Sündenfall Geschichte“ machten aus dem Körper etwas schmutziges und
verdorbenes. Wir alle sind erzogen worden, unseren Körper zu verhüllen und
zu verstecken. Viele junge Mütter trauen sich nicht mal mehr ihr
Neugeborenes in der Öffentlichkeit zu stillen. Schuld und Sühne vermengt
mit dem Gedanken, man sei immer und stetig ein Sünder brachte diese
seltsame Umgehensweise mit sich und dem eigenen Körper mit. Ich musste zum
Teil Rituale mit jungen (nicht aufs Alter bezogen) Novizen schon
abbrechen, da die Gedanken der Novizen irritiert und voll Scham waren, im
Anbetracht, dass zu dem Ritual das Sonnengewand angelegt wurde. Wer die
eigene Scham nicht abzulegen vermag wird genau an dieser scheitern. Erst
das annehmen und akzeptieren des eigenen Körpers bringt uns eine Stufe
weiter, solange man das Gefühl hat, jemand anderes könnte einem etwas
"abgucken", solange hat man das göttliche und die Natur nicht begriffen.
Übungen:
So oft wie möglich sich des eigenen Körpers bewusst werden, sowie der
Körper anderer. Sich Zuhause daran gewöhnen, Licht, Sonnen und
Windgewänder zu visualisieren und zu tragen. Den Geist in Gegenwart
anderer rein zu halten (sehr wichtig bei manchen Ritualen, wie zum
Beispiel einer „Elfen Anrufung“). Textilfrei schwimmen gehen, Saunen
besuchen usw. sich daran gewöhnen, das es etwas schönes ist, natürlich zu
sein.
8. Das Erwachen des dritten Auges.
Das dritte Auge ist unser größter Verbündeter bei der Kunst der
Visualisierung. Bei allem was mit Magie und Ritualen zusammen hängt, ist
das A & O die Visualisierung. Ohne diese Fähigkeit sind wir nicht in der
Lage, das Kabalanische Kreuz zu ziehen, oder mit Energiebündelungen zu
arbeiten. Auch das sehen von Wesen jeglicher Art ist ohne dieses Könnens
nicht möglich (oder zumindest nur sehr profan).
Übungen:
Allein:
Man sitzt auf dem Boden, schaut ca. einen Meter vor sich und lässt eine
rote Lichtsäule aus dem Boden wachsen. Dann eine weiße und daneben eine
grüne. Nicht enttäuscht sein, sollte es nicht auf Anhieb klappen, aber
auch hier macht Übung den Meister. Mit der Zeit wird man in die Lage
versetzt, den Raum nach einer Visualisierung zu verlassen und wenn man ihn
wieder betritt, die Säulen immer noch am selben Fleck zu sehen.
Partnerübung:
Sich gegenüber sitzend, alles Metall abgelegt, die Handflächen sich
entgegen gestreckt visualisiert man eine Lichtkugel die man zwischen den
Händen rollt. Auch an dieser Stelle Geduld.
9. Das neue ICH erwacht!
Das neue, wieder erwachte ICH hat die Grundlagen des Hellsehens, -hörens,
-fühlens und –riechen wieder erlangt.
Das neue
ICH akzeptiert den eigenen Körper und den des Anderen. Es hat einen
gesunden Geist. Wir nehmen mit dem erwachten ICH die Umwelt in einer
wunderbaren, reinen Form war. Das Erwachen ist vollbracht!
Achtung, die erste Stufe ist die wichtigste
aller Stufen. Man hat mindestens ein bis zwei Jahre Zeit sie zu vollenden.
Wer sie nicht zu 100% erfüllt, wird keine weitere Stufe schaffen.
Wer den Weg gehen mag, der beginne nun hier an diesem Tag, zu erfüllen
das, wonach er trachtet.
Die Götter seien mit Euch auf diesem großen Weg.
Der Hexagon
|